Über diese Website

Im Februar 2000 ging grapf.de als „Atelier Grapf“ online, zum Start mit ein paar einfachen HTML-Seiten, die insbesondere frühe Berlin-Photos zeigten. Bis 2004 wurde die Site kontinuierlich zu einer Galerie ausgebaut, die zuletzt mindestens 10 Alben mit verschiedenen Themen zeigte. Die manuelle Pflege der HTML-Dateien und insbesondere die Erweiterung um neue Seiten war außerordentlich aufwendig. Nachvollziehen kann man das teilweise über die Waybackmachine – falls archäologisches Interesse besteht.
Daher bot es sich an, die Site 2004 mit Hilfe eines Weblog-Systems zu einem Photoblog umzubauen. Damals wurden Photoblogs von vielen Amateuren als photographische Tagebücher ins Leben gerufen, erlebten in der zweiten Hälfte der Nuller-Jahre einen ziemlichen Hype und verschwanden dann größtenteils wieder in der Versenkung. Dieses Blog hier hielt durch. Es musste immer mal wieder gestalterische und erst recht inhaltliche Veränderungen über sich ergehen lassen. Aber hey, ich denke, es kann sich nach wie vor sehen lassen!
Du findest hier nicht gezielt beste oder mainstreamigste Bilder, sondern Serien, die auf Touren oder in Projekten entstehen.

Motivation
Als Kind war ich fasziniert vom Schaum der Tage und der eher unangenehmen Atmosphäre meiner Stadt, als ich von der Hand meiner Oma durch die grauen, nach Brauerei riechenden und unter dem Lärm der Lastwagen stöhnenden Straßen von Hannover-Linden gezogen wurde. Meine frühesten Erinnerungen an Bahnhöfe stammen ebenfalls aus dieser Zeit. Das stets unerwartete Pfeifen und Zischen der Lokomotiven und der ratternde Lärm der Eisenbahn jagten mir immer wieder Höllenschrecken ein.

Heute versuche ich gelegentlich, diese Erinnerungen und Eindrücke wiederzubeleben: in Bildern, die ich in fremden Städten aufgenommen habe. Dies fiel lange Zeit insbesondere im Osten relativ leicht, weil dort in so mancher Stadt noch so etwas wie Nachkriegs-Flair überleben konnte. Doch bleibt immer weniger davon übrig. Im Gegenzug steht zu befürchten, dass dem entsetzlichen Angriffskrieg Putins auf die Ukraine neue Nachkriegslandschaften folgen, die so kaum jemand wollen dürfte –

2015 habe ich in Warszawa und erst recht in Łódź noch sehr eindrucksvollen Ost-Charme kennengelernt. Ein Jahr später bin ich dem tropisch-gammeligen Flair von Hanoi vollständig erlegen. Vorläufiger Höhe- und leider auch Endpunkt dieser Reiseerfahrungen war Yangon in 2019. Bilder dieser wunderbaren Orte, die ich äußerst gern alle wenigstens noch ein Mal besuchen möchte, sind in meinem Travel-Blog auf n8blau.de zu finden.

Fragen, die mich um- und antreiben
In welchen Umgebungen leben wir? Wie möchten wir eigentlich leben? Was sind unsere Wünsche und Bedürfnisse an unsere unmittelbare Lebensumgebung und was ersehnen wir uns dafür am meisten?
Selbstverständlich geht es mir bei diesen Fragen auch in ganz besonderem Maße um Umweltverträglichkeit, Nachhaltigkeit, Klimaschutz, diese Dinge. Aber es geht mir auch um das direkte persönliche – und oftmals ästhetische – Empfinden: was finden wir schön?
Der gar zu oft aufgestellten Behauptung, der zeitgenössiche Mensch fühle sich hinter scharfgrauen Fassaden am wohlsten, mit Balkons, die von Geländern aus milchigen Scheiben und blankem Stahl begrenzt werden – und in den Gärten ist der kantig gestutze Rasen, auf dem Hunde verboten sind, das wichtigste – dieser Behauptung setze ich hier klar andere Vorstellungen und Eindrücke entgegen.

Fremde Städte mochte ich nie bei touristisch organisierten Stadtrundfahrten erkunden, sondern stets lieber in öffentlichen Verkehrsmitteln, vorzugsweise welchen auf Schienen – und zu Fuß. Als ich zuletzt ein paar Tage in Paris verbringen konnte, bin ich dort nicht nur ausgiebig Metro gefahren, sondern habe auch jeden Tag mehr als 20 km zu Fuß zurückgelegt. Ich brauche kein Reiseführerwissen, auch wenn ich zugeben muss, manchmal neugierig auf historische Hintergründe oder auch nur ein paar Anekdoten zu manchen Orten zu sein. Aber wozu hat man sein Handy dabei, das die meisten wesentlichen Infos gern hervorsprudelt, wenn man es fragt?

Ich bitte, meine Bilder in diesem Sinne zu verstehen.

Warum diese Website hier?
Auch wenn die Versuchung riesig ist, Photos nur noch in sozialen Medien zu posten, wo man nach Sekunden Likes und mit etwas Glück sogar Kommentare bekommt, entscheide ich mich immer wieder neu dafür, meine Blogs weiter zu betreiben. So auch dieses hier.
Dies nicht nur, weil die kommerziell orientierten Communities bislang alle endlich waren, sondern vor allem, weil ich hier selbst bestimmen kann, was du siehst. Es ist meine persönliche Ausstellungsfläche. Herzlich willkommen!

Fragen aller Art zu meiner photographischen Tätigkeit oder meiner Person gern an rh [at] n8blau [dot] de.

Ich freue mich sehr über dein Interesse!
Jeglichen Kommentar unter meinen Bildern, gern auch kritische, fasse ich als besonders freundliches Geschenk auf, und werde mich gern dafür bedanken!

Ralf Heppel

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Kaj Huddart

    Lieber Grapf,

    Although it is now 7 years since I spent a glorious 14 months studying at the Freie Universität and living in Neukölln, I continue to rely on your Berlineur project to satisfy me in moments of acute Berlin nostalgia. More than any other photographer whose work I’ve seen, I feel you capture the sentimentality of Berlin, especially West Berlin, and most of all with the beautiful orange light of the U1 silhouetted against the cool hues of the evening.

    Today I work at Transit App in my native Montreal, and many of us are very taken with your work, especially photographing trains. If there could be a way to pay you for your work to print and frame something, I’d be curious to know more. My absolute favourite picture for many years has been this one: https://berlineur.de/2012/10/12/u1-vor-gleisdreieck/

    Thank you very much for putting your beautiful work online.

    Yours truly,

    Kaj Huddart

Schreibe einen Kommentar